Russland, 2. Teil: der Zug aller Hoffnungen
Page 1 sur 1
Russland, 2. Teil: der Zug aller Hoffnungen
Der Kauf eines Billetts braucht seine Zeit. Viel Zeit! Als erstes muss man sich mit der Kunst des Schlangen-Stehens nach Russischer Art vertraut machen...
Es scheint eine lokale Spezialität zu sein, in gleichem Masse wie Schweizer Schokolade oder Camembert aus der Normandie. Man sollte es vermeiden, sich sofort auf die kürzeste Schlange zu stürzen, sondern erstmals die Pausenzeiten zu kontrollieren! Diese scheinen keinem genauem Muster zu folgen: geschlossen von 4H30 bis 4H45, von 6H15 bis 6H45, oder von 7H45 bis 8H00... Vor jedem Schalter (egal ob Post, Bank, Zug), zeigt ein Plan die Pausen des Tages auf, und niemand scheut sich den Schalter vor der Nase zu schließen, egal wie lange man bereits gewartet hat und auch mitten während dem Bedienen! Manchmal geht es schneller, wenn man vor einem geschlossenen Schalter ansteht!
Dann gibt es 2 Techniken:
- die erste besteht darin, mit mehreren Leuten zu kommen und jeden vor einen anderen Schalter stellen (unsere Technik, wir lernen schnell), und dann beim schnellsten zusammen zu kommen.
- bei der 2. Technik fragt man bei jeder Schlange wer der letzte ist, und wechselt laufend den Platz, um sich bemerkbar zu machen. Ältere Leute nehmen gerne diese Technik in Anspruch
Seid ihr endlich an der Reihe, erwartet nicht, dass die Person am Schalter Englisch spricht und zählt nicht auf die Geduld der anstehenden Leute. Solltet ihr die durchschnittliche Zeit am Schalter überschreiten, werden einige Leute sehr ungeduldig und bleiben nicht unbedingt diskret.
Nach einer Pass-Kontrolle, endlich die nötigen Dokumente für eine Reise von 12h, platskartni.
Platskartni sind die Wagen der 3. Klasse. Danach gibt es Kupe und Lux. In jedem Wagen gibt eine Angestellte der Bahn, welche für den Respekt, die Ordnung und den Komfort der Reisenden sorgt.
Sie serviert Tee für einige Euro-Cents, oder auch Chips und andere Snacks, sowie verschiedene andere Getränke.
Der Wagen ist ein riesiger Schlafsaal mit ca. 60 Betten auf zwei Etagen, an einem Ende der Samovar und anderem Ende die Toiletten.
Danach kommt es auf das Glück des einzelnen Reisenden an! Wir sind mit einer Gruppe junger Leute unterwegs, welche nach einem Jahr obligatorischem Militärservice auf dem Nachhauseweg sind (5 Tage Zug, von Pskov nach Krasnojarsk). Seit einem Jahr haben sie weder Familie, noch Freunde oder Freundin gesehen, und sind deswegen ganz euphorisch. Wodka fließt in Strömen, und wir sehen die Schäden, welche die Arme an diesen "fanatisch" geworden Jugendlichen anrichtet. Sie kennen ihre Stärke und zeigen sie gerne. Auch dieses Engagement ist für sie eine Art Obligation fürs Vaterland.
Sie zeigen uns auch Fotos von ihren Familien und allen, die ihnen lieb sind, von ihrem Service, den Waffen...
Wolltet ihr schlafen? Das war dann wohl der falsche Zug! Wolltet ihr etwas vom Land sehen? Dann konnte man es nicht besser treffen!
Während der ganzen Zeit fährt der Zug gemütlich durch den Wald. Das ist auch Russland: Langsamkeit, Größe, Kraft und Schwäche...
Es scheint eine lokale Spezialität zu sein, in gleichem Masse wie Schweizer Schokolade oder Camembert aus der Normandie. Man sollte es vermeiden, sich sofort auf die kürzeste Schlange zu stürzen, sondern erstmals die Pausenzeiten zu kontrollieren! Diese scheinen keinem genauem Muster zu folgen: geschlossen von 4H30 bis 4H45, von 6H15 bis 6H45, oder von 7H45 bis 8H00... Vor jedem Schalter (egal ob Post, Bank, Zug), zeigt ein Plan die Pausen des Tages auf, und niemand scheut sich den Schalter vor der Nase zu schließen, egal wie lange man bereits gewartet hat und auch mitten während dem Bedienen! Manchmal geht es schneller, wenn man vor einem geschlossenen Schalter ansteht!
Dann gibt es 2 Techniken:
- die erste besteht darin, mit mehreren Leuten zu kommen und jeden vor einen anderen Schalter stellen (unsere Technik, wir lernen schnell), und dann beim schnellsten zusammen zu kommen.
- bei der 2. Technik fragt man bei jeder Schlange wer der letzte ist, und wechselt laufend den Platz, um sich bemerkbar zu machen. Ältere Leute nehmen gerne diese Technik in Anspruch
Seid ihr endlich an der Reihe, erwartet nicht, dass die Person am Schalter Englisch spricht und zählt nicht auf die Geduld der anstehenden Leute. Solltet ihr die durchschnittliche Zeit am Schalter überschreiten, werden einige Leute sehr ungeduldig und bleiben nicht unbedingt diskret.
Nach einer Pass-Kontrolle, endlich die nötigen Dokumente für eine Reise von 12h, platskartni.
Platskartni sind die Wagen der 3. Klasse. Danach gibt es Kupe und Lux. In jedem Wagen gibt eine Angestellte der Bahn, welche für den Respekt, die Ordnung und den Komfort der Reisenden sorgt.
Sie serviert Tee für einige Euro-Cents, oder auch Chips und andere Snacks, sowie verschiedene andere Getränke.
Der Wagen ist ein riesiger Schlafsaal mit ca. 60 Betten auf zwei Etagen, an einem Ende der Samovar und anderem Ende die Toiletten.
Danach kommt es auf das Glück des einzelnen Reisenden an! Wir sind mit einer Gruppe junger Leute unterwegs, welche nach einem Jahr obligatorischem Militärservice auf dem Nachhauseweg sind (5 Tage Zug, von Pskov nach Krasnojarsk). Seit einem Jahr haben sie weder Familie, noch Freunde oder Freundin gesehen, und sind deswegen ganz euphorisch. Wodka fließt in Strömen, und wir sehen die Schäden, welche die Arme an diesen "fanatisch" geworden Jugendlichen anrichtet. Sie kennen ihre Stärke und zeigen sie gerne. Auch dieses Engagement ist für sie eine Art Obligation fürs Vaterland.
Sie zeigen uns auch Fotos von ihren Familien und allen, die ihnen lieb sind, von ihrem Service, den Waffen...
Wolltet ihr schlafen? Das war dann wohl der falsche Zug! Wolltet ihr etwas vom Land sehen? Dann konnte man es nicht besser treffen!
Während der ganzen Zeit fährt der Zug gemütlich durch den Wald. Das ist auch Russland: Langsamkeit, Größe, Kraft und Schwäche...
tuefeli- Messages : 128
Date d'inscription : 19/05/2010
der Transsibirische
Nachdem wir von Pskov nach Moskau (und zurück) bereits die "Platzkartnis" getestet hatten, probierten wir dieses Mal mit "Lux"!
Nach 3 Tagen Zugfahrt stellten wir doch einige Unterschiede fest. Frappierend ist schon mal, dass man in diesem Wagen keine Russen findet. Wir sind unter Ausländern, und jeder bleibt mehr oder weniger für sich. Die "Provodnitza" hat schon viel weniger Arbeit als in den anderen Wagen, außer dass sie täglich 2x Staub saugt!
Im Wagen steht heißes Wasser noch immer gratis und in ausreichender Menge im Samovar zur Verfügung, es gibt jedoch nur 9 Abteile zu je 2 Personen, was unter anderem bedeutet: man kann ohne Warteschlange jederzeit aufs Klo!
Jedoch, ist der transsibirische nicht wirklich eine gute Idee, Russland zu entdecken: die Landschaft ist mehrheitlich monoton, und außer in den "Platzkartnis" (bei fehlender Intimität und wenig Platz) bleibt auch der kulturelle Austausch mit den Russen fern. Wir haben trotzdem mit 2 Finnen Bekanntschaft gemacht und unsere Reisepläne verglichen...
Im Restaurant explodieren die Preise, und auch hier findet man wenig Russen, welche ihre Einkäufe lieber in den Bahnhöfen machen, während der 20-30 Minuten Haltezeit.
Wir schwanken zwischen Restaurant (wo die Qualität leicht besser ist als anderswo, der Service etwa gleich schlecht und die Portionen genauso mickrig)), und zwischen den Einkäufen in den Bahnhöfen. Der Vorteil des Restaurants: wir können unser Essen variieren und kommen aus unserem kleinen Abteil raus!
Russland ist (nach der Schweiz), ein weiteres Zugland, und bestimmt eine Erfahrung wert. Unserer Meinung nach ist es aber besser, weil interessanter, eine Fahrt zu machen die man braucht, und wenn nicht zu lange, in "Platzkartnis". Die Fahrt nur der Mystik wegen zu machen, lohnt sich eher nicht.
Nach 3 Tagen Zugfahrt stellten wir doch einige Unterschiede fest. Frappierend ist schon mal, dass man in diesem Wagen keine Russen findet. Wir sind unter Ausländern, und jeder bleibt mehr oder weniger für sich. Die "Provodnitza" hat schon viel weniger Arbeit als in den anderen Wagen, außer dass sie täglich 2x Staub saugt!
Im Wagen steht heißes Wasser noch immer gratis und in ausreichender Menge im Samovar zur Verfügung, es gibt jedoch nur 9 Abteile zu je 2 Personen, was unter anderem bedeutet: man kann ohne Warteschlange jederzeit aufs Klo!
Jedoch, ist der transsibirische nicht wirklich eine gute Idee, Russland zu entdecken: die Landschaft ist mehrheitlich monoton, und außer in den "Platzkartnis" (bei fehlender Intimität und wenig Platz) bleibt auch der kulturelle Austausch mit den Russen fern. Wir haben trotzdem mit 2 Finnen Bekanntschaft gemacht und unsere Reisepläne verglichen...
Im Restaurant explodieren die Preise, und auch hier findet man wenig Russen, welche ihre Einkäufe lieber in den Bahnhöfen machen, während der 20-30 Minuten Haltezeit.
Wir schwanken zwischen Restaurant (wo die Qualität leicht besser ist als anderswo, der Service etwa gleich schlecht und die Portionen genauso mickrig)), und zwischen den Einkäufen in den Bahnhöfen. Der Vorteil des Restaurants: wir können unser Essen variieren und kommen aus unserem kleinen Abteil raus!
Russland ist (nach der Schweiz), ein weiteres Zugland, und bestimmt eine Erfahrung wert. Unserer Meinung nach ist es aber besser, weil interessanter, eine Fahrt zu machen die man braucht, und wenn nicht zu lange, in "Platzkartnis". Die Fahrt nur der Mystik wegen zu machen, lohnt sich eher nicht.
tuefeli- Messages : 128
Date d'inscription : 19/05/2010
Sujets similaires
» Russland, 8. Teil: Wohngewohnheiten
» Russland, 6. Teil: Identität
» Russland, 7. Teil: Grosszügigkeit
» Russland, 1. Teil: Granitza
» Russland, 3. Teil: Die Registrierung
» Russland, 6. Teil: Identität
» Russland, 7. Teil: Grosszügigkeit
» Russland, 1. Teil: Granitza
» Russland, 3. Teil: Die Registrierung
Page 1 sur 1
Permission de ce forum:
Vous ne pouvez pas répondre aux sujets dans ce forum